Was versteht man unter Prokrastination auch „Aufschieberitis“ genannt?
Unter Prokrastination bezeichnet man ein pathologisches Aufschiebeverhalten. Hierbei leiden Betroffene unter einem Problem der Selbststeuerung, sie verschieben wichtige oder schwierige Tätigkeiten anstatt sie sofort zu erledigen, Zögern den Arbeitsbeginn hinaus oder unterbrechen dies durchgehend ohne wichtigen Grund. Prokrastination hat nichts mit Faulheit zu tun, die Betroffen leiden stark unter dem Ausmaß der Folgen, wie z.B. Verlust des Arbeitsplatzes, Abbruch der Ausbildung, sie landen meistens in einem Teufelskreis aus Stress, Depressionen, Selbstzweifel und Versagens Ängste. Der Willen und die Kapazität sind da, leider wissen die meisten nicht, dass sie unter dieser chronischen Krankheit leiden. Sie tun dies meistens unbewusst, weshalb es so wichtig ist frühzeitig das Problem zu erkennen und zu behandeln. Um hierüber Aufschluss zu geben ist die Selbstbeobachtung des Betroffenen von größter Bedeutung, hilfreich können standardisierte Fragebögen von Experten sein.
Von dieser Krankheit sind vor allem Menschen betroffen, die sich ihre Zeit frei einteilen müssen oder können. Zu diesen Personen Gruppen gehören unter anderem Studenten, Freiberufler und Selbständige, sie planen zu viel oder zu wenig Zeit ein. Perfektionisten habe Schwierigkeiten Prioritäten zu setzen, ihnen fällt es schwer wichtige von unwichtige Aufgaben zu unterscheiden. Die Konsequenzen sind Fehleinschätzungen der Arbeitsanforderung, des Zeitmanagements und ihrer Organisation.
Ursachen und Symptome?
Die Ursachen, die Prokrastination auslösen oder begünstigen sind vielfältig. Die mangelnden bedenkenlose Bereitschaft Aufgaben zu erliegen, Probleme bei der Prioritätensetzung, unrealistisches sowie fehlerhaftes Zeit Management, Schwierigkeiten bei der Begrenzung von alternativen Handlungs-Tendenzen oder auch Konzentrationsprobleme sind Faktoren die dieses Verhalten auslösen.
Das Pathologische Aufschiebeverhalten kann im Zusammenhang, einer diagnostizierbaren psychischen Störung wie z.B. einer Aufmerksamkeit Defizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), Angststörung oder eine Depression auftreten. Hierbei ist es wichtig, dass diese psychischen Störungen behandelt werden um die Arbeitsstörung beheben zu können. Auf Dauer kann dieses chronische Aufschieben das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen und zu anderen psychischen Probleme führen.
Merkmale einer „Aufschieberitis“ abgesehen von dem Aufschiebeverhalten sind z.B.
- Erregungsaufschiebung, durch die späte Realisierung der Tätigkeit, wird ein Hochdruck erzeugt, welches genossen und als Kick empfunden wird. Hier sagen die Betroffen, dass sie dieses Druckgefühl brauchen um ihrer Kreativität zu entfalten um bessere Ergebnisse zu erzielen.
- Handlungsaufschub, dies wird von der Angst zu versagen hervor gerufen wobei der Leistungsdruck vermieden wird.
- Erledigungsblockade, ist die Unfähigkeit Sachen zu erledigen zu denen man hauptsächlich in der Lage ist.
- Bummelei, hier redet sich der Betroffene durch nicht nötiges Tun wie z.B. putzen, telefonieren, surfen etc. aus seinen Tätigkeiten heraus, kommt seine Arbeitspflicht somit nicht nach.
Wie überwindet oder vermeidet man Prokrastination?
Bei der Behandlung von Prokrastination, hat sich die Umstellung der Arbeitsweise sowie das erlernen neuer Arbeitsgewohnheiten als besonders erfolgreich bewährt. Sind psychische Krankheiten ausgeschlossen, können die folgenden Tätigkeiten die Arbeitsstörung auf Dauer beheben oder vorbeugen.
- Sofortige Erledigung der Arbeit, denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Arbeit erledigt oder eine Idee realisiert wird, verringert sich nach nur drei Tagen auf ein Prozent.
- Prioritätensetzung, wichtige von unwichtigen Aufgaben unterscheiden, wobei wichtig und schwierige Aufgaben stets zuerst erledig werden sollen. Diese Aufgaben werden meisten als Erste aufgeschoben, wodurch während des Tages Druck entsteht. Werden diese Tätigkeiten Anfang des Tages bereits bewältig, fallen andere Aufgaben leichter.
- Aufteilen großer Aufgaben in mehrere Schritte, so wird das Ziel im Auge behaltet und die Aufgabe erscheint lösbarer wobei einem die Arbeit nicht mehr so erdrückend vorkommt.
- Einen realistischen Zeitplan erstellen, so wird ein Gleichgewicht geschaffen, das vor Überforderung, Versagen und Angst schützt. Darüber hinaus entsteht mehr Struktur und Ausgeglichenheit während des Arbeitsvorganges.
- Sich ein Überblick verschaffen, durch das Aufräumen des Arbeitsplatzes, denn ein organisierter Arbeitsplatz vermeidet Ablenkungen.
- Störfaktoren lokalisieren und entfernen oder vermeiden, wie z.B. Telefon, E-Mail, Radio, oder Fernsehen die von der Arbeit ablenken können.
- Sich nicht so viel vornehmen, den meisten gelingst es nicht alle Tätigkeiten nachzugehen, weil man sich selbst überfordert.
- Das Verhältnis von Pausen und Freizeit zur Arbeitszeit, sollte fest sein und somit eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu begünstigen. Dies hilft ebenfalls bei Vermeidung vor dem Gefühl der Überforderung und beugt einem Kreislauf aus Versagensängsten und Prokrastination vor.
- Um Hilfe bitten, wenn die Arbeit zu viel wird und Bewältigung alleine nicht oder sogar schwer zu meistern ist, solltet ruhig nach Hilfe gefragt werden.
- Sich richtig ernähren, denn wer sich nicht richtig ernährt leidet oft unter Nährstoffmangel, das hat zur Folge, dass nach dem Essen nicht genügend Energie aufgebracht wird um die Arbeit zu vollbringen. Die falsche Ernährung wirkt sich negativ auf die Leistungsfähigkeit aus und kann auschlaggebend für andere Krankheiten sein.
- Fit bleiben, durch Sport wird Stress abgebaut und Depressionen werden vermieden, denn Sport ist gut für die Seele und Körper.
Therapien in Zusammenarbeit mit Experten sind am sinnvollsten, denn eine individuelle, abgestimmte Therapie kann auf Dauer größere Erfolge erzielen. Mit einem Fachmann erlernt man Strukturen für ein besseres Arbeitsverhalten, zudem erlernt man erfüllbare Ziele zu definieren. Das richtige umgehen mit Ablenkungsfaktoren und Störgefühlen wird so besser erlernt und umgesetzt. Besonders wichtig ist es, sich neue Gewohnheiten anzueignen.